Teslas Zukunft - ungewiss oder vorhersehbar?

400.000 wollen das Model 3 kaufen und haben ihren Willen durch die Zahlung von 1.000 $/€ bekräftigt.  Elon Musk hat  auf das Votum seiner Fans und Kunden prompt reagiert. Das Fahrzeug soll nun schon ab Mitte 2017 produziert werden. Die halbe erste Million soll schon 2018 erreicht sein. Die in Europa reservierten Fahrzeuge sollen in 2 Jahren ausgeliefert werden.

 

Ob das alles so klappen wird, ist ungewiss.  Dass Elon Musk alles daran setzen wird,  das Unmögliche möglich zu machen, ist dagegen sicher und sichert ihm auch das Wohlwollen der Vorbesteller und eine gewisse Nachsicht, wenn es doch etwas länger dauern sollte.

 

Eine Kapitalerhöhung und zusätzliche Schulden werden eine schnellstmögliche Ausweitung der Produktion ermöglichen und gleichzeitig Gewinne weiter in die Zukunft verschieben.  

 

Derweil kommen auch die etablierten Automobilhersteller langsam in die Gänge. Die Kaufpräme für Elektroautos wird dabei nicht hilfreich sein, da es während ihrer Laufzeit voraussichtlich nur ein wenige attraktive Modelle gibt, so dass fast nur Hybride gefördert werden. 

 

Der erste ernsthafte Konkurrentvon Tesla ist General Motors. Der US-Autobauer ist mit dem Chevy Bolt (und Ampera-e) schon Ende 2016 - und damit als erster - am Markt aktiv. BMW, Nissan, Renault und VW werden Ihre Fahrzeuge zunächst mit leistungsfähigeren Batterien ausstatten, um zumindest ab 2018 annähernd 300 km Reichweite bieten zu können. Neue Fahrzeuge mit deutlich über 300 km Reichweite, auch von Ford, Audi und Daimler Benz (auch wenn von letzteren bisher noch nichts Konkretes angekündigt wurde) werden folgen. Daneben werden auch Toyota, Mitsubishi und die Koreaner aktiv werden.

 

Eine erdrückende Konkurrenz. Welche Vorteile hat da Tesla noch, die ihm seinen Vorsprung sichern und künftige Gewinne und damit  ein Überleben  garantieren könnten? 

 

Es sind scheinbar Kleinigkeiten, aber die werden entscheidend sein. Tesla hat als einziger ein beinahe weltweites Schnell-Ladenetz. Etwas Vergleichbares, das die Kunden der Mitbewerber nutzen könnten, gibt es bisher nicht. In Europa hat man es gerade mal geschafft, einen Ladestandard zu etablieren, der bestimmte deutsche Hersteller begünstigt, den Ausbau der Lade-Infrastruktur aber nicht beschleunigt, sondern hemmt. Die Hersteller selbst weigern sich in beinahe schon seniler Sturheit, eigene Schnell-Lader zu installieren, obwohl ihre Autos ab 2018 solche brauchen werden. Auf die Idee, ein notwendiges europaweites Schnell-Ladesystem zu installieren ist bislang noch niemand gekommen. Wenn es dann doch irgendwann mal der Fall sein sollte, dauert es Jahre, bis die Bürokratie so weit ist, dass eine Aufstellung der Ladesäulen erfolgen kann. 

 

Die Kunden (vor allem auch in Deutschland) werden dort kaufen, wo sie sich darauf verlassen können, dass sie mit ihrem Auto auch in Urlaub fahren können, ohne liegen zu bleiben, nämlich bei Tesla. Damit ist der Vorsprung von Tesla für die nächsten Jahre gesichert. 

 

Dass die deutschen Autobauer so zögerlich sind bei der Entwicklung neuer E-Modelle, könnte auch daran liegen, dass die  Batteriekosten noch zu hoch sind. Tesla wird sie drücken und mit seiner eigenen Gigafactory die für seine Fahrzeuge und seine Hausspeicher benötigten Batterien konkurrenzlos günstig produzieren, während alle anderen Hersteller teurer einkaufen müssen.

 

Es spricht also alles für Tesla. Doch eines darf man nicht vergessen: Die europäischen Autobauer (allen voran die deutschen) müssen Elektroautos verkaufen, um  die  immer strenger werdenden Abgasvorschriften einhalten zu können. Sie sind also gezwungen, zu handeln. Mit der von Bosch angekündigten Festkörper-Batterie, könnten sie in die Lage versetzt werden, größere Batterien in ihre Fahrzeuge einzubauen, die leichter sind und kostengünstiger herzustellen. Funktionieren diese Speicher und gelingt es, dafür eine Massenproduktion aufzubauen, könnte Tesla auf lange Sicht erledigt sein.

 

Tesla wird  zunächst Marktführer bleiben und 2020 in die Gewinnzone kommen. Es muss aber im Batteriebereich in der Lage sein, neue Wege zu gehen, um im nächsten Jahrzehnt nicht abgehängt zu werden. Schafft es das nicht, wird Tesla nach 2020 sehr schnell in der Versenkung verschwinden. Vorher wird Elon Musk, der sein Ziel, die Elektromobilität voranzutreiben, 2020 erreicht hat - clever wie er ist - wohl noch verkaufen.

  

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